Snackbar – Viele Geschlechter

Anne Fausto-Sterling: Fünf Geschlechter

Die US-amerikanische Biologin und Geschlechterforscherin Anne Fausto-Sterling erforscht, wie in den Wissenschaften Geschlecht und Geschlechterunterschiede hergestellt und verfestigt werden. Sie untersuchte wissenschaftliche Bestimmungen und kam zu dem Ergebnis, dass Geschlecht eine große Varianz aufweise und es daher mehr als zwei Geschlechter geben müsse. Aktuelle Debatten um und die Anerkennung von intersexuellen Personen als ein drittes Geschlecht stützen Fausto-Sterlings frühe Erkenntnis.

Weiterlesen

  • Heinz-Jürgen Voß (2011): Making Sex Revisited. Dekonstruktion des Geschlechts aus biologisch-medizinischer Perspektive.
  • Sigrid Schmitz/ Ebeling, Smilla (2015): Gender und Biologie. Von der kritischen Analyse zur reflexiven Intervention. In: Rendtorff, Barbara (Hg.): Erkenntnis, Wissen, Intervention. Beltz Juventa: Weinheim, S. 37-52.
  • Palm, Kerstin (2015). Gehirnforschung. In  Gender Glossar.

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Snackbar – Aspekte von Geschlecht

Aspekte von Geschlecht

Geschlecht denken wir meist simpel in Mann und Frau, obwohl Geschlecht komplexer ist. Um die vielfältigen Aspekte von Geschlecht zu erklären, entwickelten die trans* Aktivist*innen Christine González, Vanessa Prell, Jack Riva und Jarrod Schwartz die sogenannte „Genderbread Person“. Dabei geht es geht  ihnen auch darum zu zeigen, dass Geschlecht sehr komplex ist und selbst Mann und Frau keine einfache Kategorie darstellen.

Der Name „Genderbread Person“ stammt von dem englischen Gebäck „Gingerbread Man“, zu Deutsch Lebkuchenmann. Den Lebkuchen-Mann haben die Aktivist*innen schließlich in eine Lebkuchen-Person verwandelt.

Die "Genderbread Person" bildet die vier Aspekte von Geschlecht ab.

Fühlst du dich als Mann? Als Frau? Als keines von beiden? Als trans*? Als androgyn?

Die Geschlechtsidentität bezeichnet das Geschlecht, zu dem sich ein Mensch zugehörig fühlt oder identifiziert. Dieses Zugehörigkeitsgefühl muss nicht mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmen, das ein Mensch bei der Geburt zugeteilt bekommen hat. Bei Facebook gibt es inzwischen mehr als 60 Geschlechtsidentitäten, die Menschen für sich wählen können. Beispiele sind: trans* Person, nicht-binäre Person, Mann, Frau, Transfrau, Butch oder Femme.

Verhältst du dich eher weiblich? Ist dein Aussehen eher geschlechtsneutral? Oder sagen andere, dass du eher männlich wirkst?

Der Geschlechtsausdruck beschreibt, wie sich jemand geschlechtlich ausdrückt. Das umfasst Kleidung, Hobbies, Interessen, Charaktereigenschaften und vieles mehr. Dem Verhalten und Aussehen von Menschen schreiben wir bestimmte Geschlechter zu. Also, ein lautes und raumeinnehmendes Verhalten wird beispielsweise als eher männlich gelesen.

Sind deine Geschlechtsmerkmale männlich? Hast du Eierstöcke? Sind deine Geschlechtsmerkmale nicht eindeutig zuzuordnen? Hast du Hoden und Eierstöcke?

Das biologische Geschlecht umfasst unsere Geschlechtsmerkmale (z.B. primäre Geschlechtsmerkmale: Vulva, Penis, Hoden, Ovarien; sekundäre Geschlechtsmerkmale: Bartwuchs, weibliche Bust; tertiäre Geschlechtsmerkmale: Körpergröße, Knochenbau).

In unserer Gesellschaft sind aktuell drei biologische Geschlechter anerkannt – Mann, Frau und inter* Personen. Es existieren unterschiedliche Kombinationen dieser Geschlechtsmerkmale, die dazu benutzt werden um Menschen als Mann, Frau oder inter* einzuteilen.

Fühlst du dich zu Frauen hingezogen? Magst du lieber androgyne Personen? Stehst du als Mann auf Männer?

Das Begehren oder die sexuelle Orientierung gibt an, zu welchem Geschlecht du dich romantisch oder sexuell hingezogen fühlst. Es gibt unzählige Begehrensformen wie Heterosexualität, Homosexulität, Pansexualität oder Asexualität.

Reflexionsübung: Gender Unicorn

Wo verortest du dich im Bezug auf deine Geschlechtsidentität, dein Begehren, etc.?

Das Gender Unicorn hilft dir dabei, dich auf den jeweiligen Pfeilen zu verorten und dir über die Komplexität von Geschlecht bewusst zu werden.

Klicke auf die Grafik rechts, um dir das Gender Unicorn anzuschauen.

Gender Unicorn

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Snackbar – Selbstbezeichnungen

Geschlechtliche Selbstbezeichnungen

Wer ein Facebook-Profil anlegen möchte, kann zwischen mehr als zwei Optionen wählen. Dabei hat sich Facebook die verschiedenen Kategorien nicht einfach ausgedacht, vielmehr gibt es eine Vielzahl an geschlechtlichen Selbstbezeichnungen. Ein paar der am häufigsten verwendeten stellen wir Dir in der folgenden Präsentation vor:

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LSBTIQ-Bewegungen

VERÄNDERN: Soziale Bewegungen – LSBTI*Q

  • Frauenbewegungen
  • LGBTI*Q-Bewegungen

Auch der Kampf für die Rechte von LGBTI*Q ist Teil sozialer Bewegungen. Wir haben für Deutschland ein paar Beispiele zusammengetragen.

Schwul-lesbische Bewegung in Deutschland

#Text

Der Christopher Street Day

#Text

Regenbogenfahne

Die Regenbogenfahne gilt als Sympbol der LGBTI*Q-Bewegung.

trans*-Bewegung

inter*Bewegung

queer-feministische

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  • Links

Frauenbewegungen

VERÄNDERN: Soziale Bewegungen – Frauenbewegungen

Neben den vorgestellten Gleichstellungspolitiken waren und sind für die Veränderung der Geschlechterverhältnisse seit jeher politischer Protest und Widerstand auch außerhalb formaler Institutionen zentral. Menschen engagieren sich in sozialen Bewegungen oder aktivistischen Gruppen, um gegen Diskriminierung und Unterdrückung zu kämpfen. Wenn es um Geschlecht und Sexualität geht, sind das z.B. Bewegungen von Frauen, Lesben, Schwulen oder trans*- und inter*-Personen. Der Abschnitt zu LSBTI*Q-Bewegungen folgt. Mehr zur Frauenbewegung in Deutschland erfährst du hier.

Frauenbewegungen in Deutschland

Die westliche Frauenbewegung (auch: Feminismus) setzt sich seit Mitte des 19 Jahrhunderts für die Gleichberechtigung und Emanzipation von Frauen ein. Der Feminismus war nie eine einheitliche Bewegung, sondern geprägt von vielen verschiedenen Stimmen und auch von inner-feministischen Kontroversen. Deshalb wird auch von Feminismen im Plural gesprochen.

Häufig wird die Frauenbewegung in drei Wellen eingeteilt.

Historischer Entstehungskontext: Märzrevolution 1948;  Zentrale gemeinsame Forderung: Frauenwahlrecht

Unterschiedliche Strömungen:

  • Bürgerliche Frauenbewegung

Forderungen: politische Rechte (z.B. Wahlrecht, Recht politische Vereine zu Gründen), Recht auf Erwerbsarbeit, Bildung für Frauen, Kampf gegen Prostitution

Bekannte Akteurinnen: Gertrud Bäumer, Helene Lange, Marianne Weber // ab 1984: Bund deutscher Frauenvereine (BDF)

  • Proletarische/ sozialistische Frauenbewegung
    Forderungen: politische Rechte (z.B. Wahlrecht, Recht politische Vereine zu Gründen), Verbesserung der Situation der Arbeiterinnen, Klassenkampf/Kapitalismuskritik

Bekannte Akteurinnen: Clara Zetkin, Rosa Luxemburg

  • Radikaler Flügel

Forderungen: Kampf um Frauenrechte, Frauenwahlrecht, Kampf gegen Sexualreform
Bekannte Akteurinnen: Anita Augsprung, Minna Cauer, Marie Stritt

1918 wurde das Frauenwahlrecht eingeführt und damit die zentrale gemeinsame Forderung erfüllt. In den folgenden Jahren war die Frauenbewegung von internen Konflikten und Nachwuchsproblemen geplagt. Der BDF löste sich 1933 selbst auf.

Historischer Entstehungskontext: 1968-Bewegung/ Studierendenbewegung in Westdeutschland


Ein Tomatenwurf von Sigrid Rüger auf dem SDS-Kongress 1968 in Frankfurt gilt als Geburtsstunde der neuen Frauenbewegung.

Themen: Abschaffung des §218 (Schwangerschaftsabbruch), Gewalt gegen Frauen, Selbstbestimmung, Reform des Ehe und Familienrechts

Organisationsformen: verschiedene autonome Frauengruppen und Netzwerke

Verschiedene Strömungen:

  • Radikaler Feminismus, autonome Frauenbewegung (Forderung nach Transformation gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse)
  • Liberaler Feminismus (Forderung nach rechtlicher Gleichstellung)
  • Differenz- und Gleichheitsfeminismus
  • Afrodeutsche Frauenbewegung

Die neue Frauenbewegung war von einem erweiterten Verständnis von Emanzipation als Befreiung aus gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen im Alltäglichen geprägt. Ein zentraler Slogan lautete: „Das Private ist politisch“ und bezog sich auf die Politisierung der als privat bezeichneten Lebensverhältnisse (z.B. Familie, Ehe).

Die Politkwissenschaftlerinnen Ingrid Kurz-Scherf, Julia Lepperhoff und Alexandra Scheele sprechen von einem Feminismus als neuer Selbstbezeichung für eine:

                „…Bewegung des Denkens und Handelns mit dem Ziel der Überwindung von Geschlechterhierarchien und Geschlechterstereotypen im Kontext eines insgesamt an sozial-emanzipatorischen Zielen und Kriterien orientierten gesellschaftlichen Wandels“ (Kurz-Scherf/Lepperhoff/Scheele 2009: 16)

In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) gibt es nach 1949 ebenfalls eine Frauenbewegung. In den 1980er Jahren Frauengruppen, vor allem unter dem Dach der evangelischen Kirche.

Unter der dritten Welle werden verschiedene aktuelle feministische Strömungen subsumiert. Es ist allerdings umstritten, ob wirklich von einer dritten Welle gesprochen werden kann. Feminist*innen organisieren sich seit Ende 20. Jahrhundert wieder sichtbarer in verschiedenen Gruppen gegen anhaltende und wieder verstärkt auftretenden (Hetero-)Sexismus.

Schon in der frühen und vor allem in der neuen deutschen Frauenbewegung gab es viele inner-feministische Kritiken, die auf Unterschiede zwischen Frauen hingewiesen haben. Sie thematisierten, dass Frauen auch von anderen Herrschaftsverhältnissen, wie Rassismus, Klassismus, Antisemitismus oder Abelism betroffen sind. Dieses Thema ist unter dem Schlagwort Intersektionalität ein zentrales Thema aktueller Feminism.

Beispiele: #metoo, #aufschrei, #ausnahmslos, Women in Exile, Frauenstreik, pinkstinks

Die Einteilung in Wellen des Feminismus erlaubt es einen groben Überblick über verschiedene Etappen feministischer Kämpfe zu gewinnen. Gleichzeitig können damit nicht alle feministischen Aktionen und Kämpfe abgebildet werden. Feminismus bestand und besteht zu allen Zeiten und an allen Orten aus verschiedenen Strömungen, die einzelnen Wellen überschneiden sich und sind intern mitunter divers.

Der 8. März: Frauenkampftag

Am 8. März findet jährlich der Weltfrauentag, auch Frauenkampftag statt.

Die Idee dazu stammt von der Frauenorganisation der Sozialistischen Partei Amerikas (SPA), diese reif am 19. Dezember 1908 erstmals einen “Frauentag“ ins Leben. Er fand Ende Februar 1909 statt.

Clara Zetkin beantrage 1910 auf der zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz die Einführung eines internationalen Frauentags. Dieser findet in Deutschland 1911 das erste Mal statt. Zentrales Ziel war die Agitation für das Frauenwahlrecht.

Seit 2019 ist der 8. März im Bundesland Berlin ein Feiertag.

Geschafft!

Das war der letzte Lernstrang unserer OER “Was ist Gender?”. Du hast gelernt, wie sich Geschlechterungleichheiten über die Jahrhunderte verändert haben und welche Ungleichheiten bis heute bestehen (Lernstrang “Erkennen”). Außerdem hast du Analyseinstrumente aus der Geschlechterforschung kennengelernt, die dir dabei helfen zu verstehen, warum diese Ungleichheiten bis heute fortbestehen und so schwer zu verändern sind (Lernstrang “Verstehen”). Schließlich haben wir dir Möglichkeiten vorgestellt, wie in Organisationen versucht wird, Geschlechterungleichheiten abzubauen und wie soziale Bewegungen für Veränderung gekämpft haben (Lernstrang “Verändern”).

Im Glossar und der Linkliste findest weitere Literatur und Online-Ressourcen zum Thema Gender. Unter der Rubrik Material kannst du dir einzelne Erklärvideos oder Arbeitsblätter herunterladen.

Wir hoffen, du hattest viel Spaß mit unserer OER und hast Neues zu Gender erfahren! Wir freuen uns auf dein Feedback. Schreib uns gerne eine Email.

Material

Material

Hier findest du eine Sammlung verschiedener Materialien, die wir im Zuge dieser OER produziert haben. Zum Beispiel: Erklärvideos, Quiz, Zeitstrahl oder Präsentationen. Alle Materialien sind unter folgender Lizenz wiederverwendbar: CC BY-SA 4.0 International (Autor*innen: Isabel Collien und Inga Nüthen). Wenn du unser Material remixed, schick uns doch gerne deine neue Version zu. Wir freuen uns über Weiterentwicklungen!

Erklärvideos

"Was ist Gender?"

Das folgende Video gibt Dir einen ersten Einblick darin, wie Gender innerhalb der Geschlechterforschung verstanden wird.

 
 

"Geschlechterhierarchien"

Das Video verdeutlicht, dass das Geschlechterverhältnis hierarchisch ist. Das äußert sich beispielsweise darin, dass Frauen für den gleichen Job weniger verdienen als Männer.

"Heterosexuelle Matrix"

Judith Butler entwickelte in den 1990ern das Konzept der “Hetero-sexuellen Matrix”. Damit kritisiert sie, wie Geschlecht und Begehren gemein-hin gedacht werden.

Arbeitsblätter

Was ist Heteronormativität? Wie wirkt sie sich in der Forschung aus? Mit diesem Arbeitsblatt zum Skelettfund von Modena können Lernende analysieren, wie normierte Vorstellungen von Heterosexualität und Zweigechlechtlichkeit unseren Denkhorizont verengen.

Dieses Arbeitsblatt sensibilisiert dafür, dass Geschlecht komplexer und vielfältiger ist als gemeinhin angenommen. Anhand des Gender Unicorns können sich Lernende selbst verworten (z.B. Geschlechtsidentität, Begehren oder Geschlechtsausdruck).

Was ist der Unterschied zwischen Transphobie und Transfeindlichkeit? Was heißt Cissexismus? Das Arbeitsblatt verdeutlicht, welche Bedeutungen mit den jeweiligen Begriffen verbunden sind. Es gibt eine Einführung in Selbstbezeichnungen wie nicht-binär, trans* oder queer.

Am Beispiel einer Abbildung auf NASA-Raketen aus den 1970er Jahren wird reflektiert, wie Geschlecht und Sexualität gemeinhin gedacht werden. Die Norm der Zweigeschlechtlichkeit wird so anschaulich erklärt.

Typische Fragen, die homo- und bisexuellen Menschen oft gestellt werden, werden hier umgedreht. Die Lernenden reflektieren, warum sie von diesen Fragen irritiert sind. Vorstellungen von “natürlicher Sexualität” werden hinterfragt.

Ist nur das soziale Geschlecht gesellschaftlich beeinflusst? Oder sogar auch das biologische Geschlecht? Wie vielfältig sind “Frauen” eigentlich? Es werden unterschiedliche Positionen der Sex-Gender-Debatte vorgestellt.

Präsentationen

"Gender Mainstreaming"

"Selbstbezeichnungen"

"Biologie und Geschlecht"

"Kritische Männlichkeit"

"Doing Gender"

"Sex-Gender-System"

"Geschlechterungleichheit"

"Geschlechterstereotype"

"Familienpolitik"

"AGG: Diskriminierungsformen"

"AGG: sexuelle Identität"

"Zweigeschlechtlichkeit"

"Heteronormativität"

Zeitstrahl

Zeitstrahl
"Sex-Gender-Debatte"

Zeitstrahl
"Schritte zur Gleichstellung"

Diversity Management

VERÄNDERN: Diversity Management

Neben Gender Mainstreaming gewinnt seit den 2000er Jahren in Deuschland Diversity Management zunehmend an Bedeutung. Was Diversity Management ist und welche Unterschiede zwischen den beiden Ansätzen bestehen, wollen wir jetzt erläutern.

Was ist Diversity?

Diversity heißt übersetzt schlicht “Vielfalt”. Der Begriff verweist darauf, dass Menschen aufgrund verschiedener sozialer Kategorien wie Geschlecht, Alter, ethnische Herkunft oder gesundheitliche Beeinträchtigungen sowie weitere Dimensionen wie Lebenslage, Religion oder Familienstand vielfältig sind. So weisen wir alle Unterschiede und Gemeinsamkeiten mit anderen auf.

Anfang der 1990er Jahre entwarfen Marilyn Rosener und Judy Loden in ihrem Buch “Workforce America” das sogenannte “Diversity Wheel” (Diversitätsrad). Mit diesem Rad lässt sich gut zeigen, welche verschiedenen Diversitydimensionen wir alle (potenziell) aufweisen. Danial de Ridder und Bettina Jorzik haben das Diversitätsrad für den Hochschulkontext angepasst, wie die folgende Abbildung zeigt:

Die Abbildung zeigt relevante Diversity-Dimensionen für Hochschulen. Zentral und schwer veränderlich sind dabei Geschlecht, soziale Herkunft, Ethnizität, Alter, gesundheitliche Beeinträchtigung sowie sexuelle Orientierung.

Verschränkt mit Aspekten wie Studienort, Familienstatus, Religion oder Teilzeitstudium ergeben sich daraus spezifische Ressourcen, Erfahrungen und Fähigkeiten, die Studierende und Lehrende mitbringen.

Was bedeutet Diversity Management?

Diversity Management bezeichnet eine Managementstrategie zum konstruktiven Umgang mit Vielfalt (Diversity). Zumeist liegt die Betonung dabei auf den Chancen und Potenzialen, die eine vielfältige Belegschaft für ein Unternehmen hat. So wird beispielsweise argumentiert, dass Türkisch sprechende Schaltermitarbeitende in Banken, die in Gegenden mit einem hohen Bevölkerungsanteil mit türkischem Migrationshintergrund liegen, die Kund*innenbindung und Kund*innenzufriedenheit erhöhen. Geschlechtergemischte Teams seien weiterhin innovativer, da sie durch die unterschiedlichen Perspektiven mehr Ideen produzierten.

Diversity Management kritisiert, dass herkömmliche Organisationen besonders auf die Bedürfnisse, die Perspektive und den Lebensstil von weißen Männern ausgelegt seien. Solche Organisationen werden auch als monokulturell bezeichnet.

Demgegenüber geht es beim Diversity Management darum, die Strukturen, Prozesse und die Kultur einer Organisation so zu gestalten, dass sie Ressourcen und Kompetenzen einer vielfältigen Belegschaft berücksichtigt. Ziel ist es so, die Potenziale aller Mitarbeitenden bestmöglich zur Geltung zu bringen und nutzen zu können. Die Nachteile einer monokulturellen Organisation lassen sich gut am Beispiel der Fabel von der Giraffe und dem Elefanten verdeutlichen.

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Zum Verhältnis von Gender und Diversity ...

Als in den 2000er Jahren Diversity Management neben Gender Mainstreaming immer mehr an Bedeutung gewann, diskutierten Forschende bisweilen sehr kontrovers das Verhältnis von Gender und Diversity. Viele Gleichstellungsakteur*innen und Geschlechterforschende lehnten das Konzept Diversity Management zunächst ab. Sie kritisierten die betriebswirtschaftliche Ausrichtung des Konzepts und, dass Diversity Management den Blick zu wenig auf historisch gewachsene, gesellschaftliche Ungleichheiten (z.B. Sexismus, Rassismus oder Klassenverhältnisse) richte.

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Getraude Krell (2005) drei Varianten, wie Gender und Diversity in Organisationen verbunden werden können. Sie stellt deren Vor- und Nachteile aus ihrer Perspektive dar:

Vorteil: Geschlecht kann intersektional gedacht werden. Das heißt, Organisationen könnten einen Fokus Mehrfachdiskriminierung und die Vielfalt von Geschlecht legen und beispielsweise  Schwarze oder behindert Frauen und deren Ausgrenzungserfahrungen fokussieren. Wenn Diversity unter Gender subsumiert wird, dann kommt es zu keiner Ablehnung, weil nicht schon wieder ein neues Konzept eingeführt wird.

Nachteil: Gender bleibt die Hauptkategorie. Andere Kategorien haben damit nachgeordnete Bedeutung und bekommen weniger Aufmerksamkeit.

Vorteil: Gender bleibt als zentrale Kategorie neben Diversity sichtbar und geht nicht in Diversity unter.

Nachteil: Offiziell steht zwar Diversity drauf, aber faktisch verbergen sich dahinter primär Maßnahmen zur Geschlechtergleichstellung. Gender stößt auf große Ablehnung und damit wird Diversity negativ assoziiert.

Vorteil: Diskriminierung aufgrund aller Merkmale wird berücksichtigt. Chancenorientierte Perspektive von Diversity erleichtert auch das Sprechen über Diskriminierung (Türöffnereffekt).

Nachteil: Die Umsetzung und Planung von Maßnahmen wird komplexer – häufig bei gleichbleibenden Ressourcen. Gender wird eine Kategorie unter vielen und damit marginalisiert.

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Gender Budgeting

VERÄNDERN: Gender Budgeting

Gender Budgeting

Ein weiteres Beispiel für Gleichstellungsinstrumente ist Gender Budgeting. Gender Budgeting bedeutet kurz gesagt, das Miteinbeziehen der Geschlechterperspektive in die öffentliche Mittelvergabe.

Hier einige einfache Fragen zur Analyse von Regierungspolitik:

Wohin fließt das Geld? Wir wirkt sich die derzeitige Budgetplanung auf Geschlecht aus? Wie kann eine geschlechtergerechtere Budgetierung aussehen?

Frau wartet auf Ubahn

Ein Beispiel aus der Verkehrspolitik: Frauen sind laut einer österreichischen Studie öfter mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs. Männer fahren hingegen deutlich häufiger mit dem Auto. Das heißt, dass für eine geschlechtergerechte Verkehrspolitik genauso viel Geld für Straßen- und Autobahnbau wie für den öffentlichen Nahverkehr oder Fuß- und Radwege ausgegeben werden müsste. Davon sind wir de facto weit entfernt.

Mehr Beispiele findest Du in einem Booklet des österreichschen Vereins Femme Fiscale. Eine ausführliche Beschreibung von Gender Budgeting gibt das European Institut for Gender Equality.

Gender Mainstreaming

VERÄNDERN: Gender Mainstreaming

Gender Mainstreaming

Eine der wichtigsten Politiken, um die Gleichstellung von Männern und Frauen zu erreichen, ist Gender Mainstreaming. Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert Gender Mainstreaming so:

Gender Mainstreaming bedeutet, dass die Politik, dass aber auch Organisationen und Institutionen jegliche Maßnahmen, die sie ergreifen möchten, hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Gleichstellung von Frauen und von Männern untersuchen und bewerten sowie gegebenenfalls Maßnahmen zur Gleichstellung ergreifen.

In der folgenden Präsentation wird mit Beispielen erklärt, wie Gender Mainstreaming funktioniert.

Formen von Gleichstellungspolitik

VERÄNDERN: Arten von Geschlechterpolitik

Drei Arten von Geschlechterpolitik

Die Forscherinnen Sue Ellen M. Charlton, Jana Everett und Kathleen Staudt haben drei geschlechterbezogene Arten von Politik unterschieden:

Diese Formen von geschlechterbezogener Politik haben direkt Frauen zur Zielgruppe. Zu diesen Politikformen zählen beispielsweise Frauenfördermaßnahmen, Mutterschutzgesetze und -maßnahmen, Gesetze zur Regelung von Prostitution oder Abtreibungsgesetzgebungen.

Diese Formen von Geschlechterpolitik regeln das Verhältnis der Geschlecht zueinander. Beispiele hierfür sind das Ehe- oder Familienrecht.

Es gibt Politiken, die erst einmal nichts mit Geschlecht zu tun zu haben scheinen. Dennoch beeinflussen sie die Geschlechterverhältnisse. Beispiele dafür sind die Außen- und Sicherheitspolitik.

Starke und schwache Varianten von Geschlechterpolitik

Den Forscherinnen zufolge, gibt es eine schwache und eine starke Variante von Geschlechterpolitik.

Varianten von Geschlechterpolitik

Die schwache Variante von Geschlechterpolitik, geht davon aus, dass nur solche Politiken Geschlechterverhältnisse regulieren, die diese bewusst verändern wollen oder bewusst geschlechtsspezifisch gestaltet sind.

Die starke Variante fasst unter Geschlechterpolitik alle Politiken, die intendiert oder nicht-identiert vergeschlechtlicht (gendered) sind. Das heißt, alle Politiken, die sich auf Geschlechterverhältnisse auswirken – also alle drei oben genannten Arten von Politik. Ein solches Verständnis von Geschlechterpolitik liegt auch der europäischen Gleichstellungspolitik zugrunde und spiegelt sich in der Strategie des Gender Mainstreaming.

Weiterlesen

  • Birgit Sauer (2001): Demokratie als Politikfeld: Demokratisierung als Projekt, In: diess.: Die Asche des Souveräns.