Snackbar – Toilettenfrage

Die Toilettenfrage

Toiletten sind Teil des Alltags und einer der Orte, die eindrucksvoll unsere Vorstellungen von Geschlecht spiegeln. Wir sind daran gewöhnt, nach Geschlecht getrennte WCs vorzufinden. Die Sinnhaftigkeit der bestehenden Einteilung wird dabei selten hinterfragt.

Unten findest du ein Foto einer öffentlichen Toilette. Schau dir die Beschilderung der Toiletten in Hinblick auf Geschlecht genau an. Überlege, was du erwarten würdest, wenn du die jeweilige Tür öffnest.

Und hier die Auflösung, was sich hinter den Türen verbirgt …

Schau dir die drei Bilder noch mal genau an und überlege, ob und wie es möglich wäre, die Toiletten anders zu gestalten (z.B. ohne Ausweisung von Geschlecht, mehrere Geschlechter). Unsere Gedanken dazu findest du unten.

Die öffentliche Toilette zeigt eindrucksvoll, wie unpraktikabel eine Einteilung in zwei Geschlechter bisweilen sein kann.

Zunächst ist festzuhalten, dass alle drei Toiletten Einzeltoiletten und komplett voneinander abgetrennt sind. Die beiden Toiletten mit der Ausschilderung WC bedürften eigentlich keiner geschlechtsspezifischen Zuschreibung. Sie verfügen über eine identische Ausstattung und sind nicht voneinander unterscheidbar – außer, dass in der Toilette mit der Frauenfigur noch ein Eimer zur Verfügung steht.

Fraglich ist, warum beispielsweise auf der Sitztoilette mit der Männerfigur kein Eimer zur Verfügung steht. Sollen Männer, die aufgrund von Blasenschwäche Binden tragen, diese etwa in der Hosentasche wieder mit vor die Tür nehmen? Und sollen trans* Männer, die menstruieren, keine Möglichkeit bekommen ihre Hygieneprodukte zu entsorgen? Solche Herausforderungen wären leicht zu lösen, indem beide Toiletten als WC, also Sitzklo, gelabelt und mit exakt derselben Ausstattung versehen werden.

Die mittlere Toilette ist ein Pissoir. Dies lässt sich aus der Beschilderung mit einer Männerfigur nicht automatisch ableiten. Wir hatten uns zunächst gewundert, warum es überhaupt zwei Männertoiletten gibt und für Frauen nur eine Toilette zur Verfügung steht. Es wäre wahrscheinlich sinnvoll gewesen, einfach ein drittes Sitzklo anzubringen. Sollte ein Pissoir gewünscht sein, müsste dieses außerdem nicht ausschließlich für Männer zur Verfügung stehen. Alle Menschen, die in der Lage sind, ein Pissoir zu nutzen, sollten dies hier auch tun können.

Statt die optimale Nutzung der Toilette zu gewährleisten, führt die geschlechtsspezifische Ausweisung der Toiletten dazu, dass

a) Frauen weniger Toiletten zur Verfügung stehen als Männer

b) suggeriert wird, dass Männer keine Eimer für Hygieneprodukte bräuchten

c) trans* Personen einem Zwangsouting unterzogen werden, indem sie sich für eine geschlechterzugeordnete Toilette entscheiden müssen

d) Personen mit Personenstand “divers” (inter* Personen) eigentlich keine Toilette zur Verfügung haben, die ihr Geschlecht abbildet; gleiches gilt für nicht-binäre Personen, die sich weder als männlich noch als weiblich verorten

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Snackbar – Selbstbestimmung

Selbstbestimmung: Wem gehört mein Körper?

In einem Interview beschreibt die jüdische Psychologin Esther Perel die Begenung mit einer Klientin. Sie zitiert die Klientin mit folgendem Satz:

“Meine Sexualität gehört nicht mir. Zuerst gehörte meine Sexualität Indien, dann gehörte meine Sexualität der Kirche, dann meinem Ehemann. Das möchte ich nicht mehr. Meine Sexualität gehört ab jetzt mir.”

Das Zitat beschreibt eindrucksvoll, dass Frauenkörper und weibliche Sexualität immer von gesellschaftlichen Institutionen beeinflusst und definiert wurden und werden.

Überprüfe, inwiefern die Aussage der Klientin auf die Gesellschaft, in der du aktuell lebst, zutrifft oder zutraf.

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Snackbar – Geschlechterrollen

Geschlechterrollen im Alltag

Vorstellungen über Geschlecht prägen unseren Alltag. So ordnen wir alltägliche Gegenstände und Handlungen Geschlechtern zu. Ein schnelles Auto wird eher mit Männern assoziiert, denn diese lieben angeblich das Risiko. Bei einem Kinderwagen stellen wir uns eher eine Frau dazu vor, mit der wir gedanklich Fürsorge und Pflege verbinden. Diese Verknüpfungen passieren oft automatisch.

Teste deine Rollenbilder in dem folgenden Selbstversuch.

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Snackbar – Geschlechterstereotype

Geschlechterstereotype

Dass bestimmte Verhaltensweisen, Rollen und Gegenstände entweder als weiblich oder als männlich gelten, ist das Ergebnis von Geschlechterstereotypen.

Geschlechterstereotype schreiben Personen aufgrund ihrer zugeschriebenen Geschlechtszugehörigkeit bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen zu.

Das heißt, wenn wir eine Person als Frau kategorisieren, haben wir bestimmte Erwartungen daran, wie sie sich verhalten soll und wie sie sich kleiden sollte. Gleiches gilt für Männer oder auch Personen, die sich weder als Mann noch als Frau verstehen.

Geschlechterstereotype sind ein Teil gesellschaftlich geteilter Vorstellungen von Geschlecht. Sie beeinflussen, wie wir lernen, was bzw. wie “unser” Geschlecht “ist”. Forschungen haben ergeben, dass die Inhalte dieser Stereotype kulturell und historisch relativ konsistent sind: Frauen werden mit Gemeinschaftsorientierung, Wärme und Expressivität in Verbindung gebracht, Männer hingegen mit Handlungsorientierung, Kompetenz und Rationalität (Eckes, 2004).

Geschlechterstereotype zeichnen sich dadurch aus, dass sie Männern und Frauen gegensätzliche und sich teilweise ergänzende Rollen und Eigenschaften zuschreiben. Das wird Geschlechterdualismus genannt. Beispiele für einen solchen Geschlechterdualismus sind die Gegensatzpaare: emotional/rational, passiv/aktiv oder fürsorglich/konkurrenzbetont.

In der nächsten Präsentation erklären wir, welche Folgen Geschlechterstereotype haben und auf welchen Ebenen sie wirken.

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Snackbar – Hygieneartikel

Der Hygiene-Beutel

Diesen Hygiene-Beutel haben wir 2019 auf einer öffentlichen Toilette gefunden. Schau dir den Beutel genau an und beantworte die folgenden Fragen: An welchen Stellen werden bestimmte Gegenstände, Berufe oder Handlungen automatisch einem Geschlecht zugeschrieben? Wie hätte der Text auf dem Hygiene-Beutel ohne vorschnelle Geschlechtszuschreibungen formuliert werden können?

Wenn du auf die schwarz-weißen Kreise mit den Kreuzen klickst, kannst du unsere Antworten auf die Fragen sehen.

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Geschlechterrollen und Stereotype

VERSTEHEN: Geschlechterrollen und Stereotype

Geschlecht ist etwas, dass uns täglich bewusst und unbewusst begegnet. Wir nehmen Menschen für gewöhnlich als Männer oder Frauen wahr und verbinden damit unterschiedliche Körper, Verhaltensweisen und Rollen(-erwartungen). Dabei spielen verallgemeinernde Vorstellungen über die Geschlechter eine große Rolle. In dieser Lektion setzten wir uns mit der Frage auseinander, welche Rollen und Stereotype in Bezug auf Geschlecht in unserem Alltag vorherrschen und welche Auswirkungen sie haben.

Geschlechterrollen im Alltag

Vorstellungen über Geschlecht prägen unseren Alltag. So ordnen wir alltägliche Gegenstände und Handlungen Geschlechtern zu. Ein schnelles Auto wird eher mit Männern assoziiert, denn diese lieben angeblich das Risiko. Bei einem Kinderwagen stellen wir uns eher eine Frau dazu vor, mit der wir gedanklich Fürsorge und Pflege verbinden. Diese Verknüpfungen passieren oft automatisch.

Hygiene-Beutel und Geschlechterstereotype: Ein Alltagsbeispiel

Diesen Hygiene-Beutel haben wir 2019 auf einer öffentlichen Toilette gefunden. Schau dir den Beutel genau an und beantworte die folgenden Fragen: An welchen Stellen werden bestimmte Gegenstände, Berufe oder Handlungen automatisch einem Geschlecht zugeschrieben? Wie hätte der Text auf dem Hygiene-Beutel ohne vorschnelle Geschlechtszuschreibungen formuliert werden können?

Wenn du auf die schwarz-weißen Kreise mit den Kreuzen klickst, kannst du unsere Antworten auf die Fragen sehen.

Es ist faszinierend, wie sich Vorstellungen über Geschlecht in Alltagsgegenständen wiederspiegeln. Der Hygiene-Beutel ist ein Beispiel dafür. Doch: Gibt es noch mehr? Wo begegnen dir noch Geschlechterstereotype im Alltag?

Teste deine Rollenbilder in dem folgenden Selbstversuch.

Geschlechterstereotype

Dass bestimmte Verhaltensweisen, Rollen und Gegenstände entweder als weiblich oder als männlich gelten, ist das Ergebnis von Geschlechterstereotypen. Wie Geschlechterstereotype entstehen und welche Auswirkungen sie haben, ist eine der zentralen Fragestellungen der Geschlechterforschung, oder auch Gender Studies.

Geschlechterstereotype schreiben Personen aufgrund ihrer erkennbaren Geschlechtszugehörigkeit bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen zu.

In der nächsten Präsentation erklären wir, was unter Geschlechterstereotypen verstanden wird: